Sie sind in Lebensmitteln, Kleidung oder in Elektronik vorhanden: Nanopartikel, die bis zu 1.000 Mal dünner als ein einzelnes Menschenhaar sind. Auch in Kosmetika haben Nanomaterialien mittlerweile Einzug gehalten und erfüllen dort unterschiedliche Aufgaben.

Mit dem nachfolgenden Beitrag erklären wir Ihnen Einsatzzwecke genauer und gehen der Frage nach, wie Sie den Einsatz von Nanomaterialien erkennen.

Was sind Nanomaterialien?

Unter den Begriff Nanomaterialien fallen Strukturen, die in mindestens einer Dimension kleiner als 1000 Nanometer (=0,001 Millimeter) sind. Es gibt viele unterschiedliche Materialien dieser Größe, die in der Natur vorkommen, etwa Einzelteile unserer Haut oder die Feinstruktur in Viren.

In den letzten Jahren ist die künstliche Herstellung solcher Nanomaterialien vermehrt in den Fokus gerückt. Die Biologie, Werkstoffkunde, Elektronik oder Kosmetikindustrie profitieren von neuen oder verbesserten Eigenschaften, die durch die kleine Größe entstehen. Allerdings wird die Auswirkung der Nanomaterialien auf Mensch und Umwelt kritisch gesehen, da hier immer noch viele Effekte nicht ganz absehbar bzw. erforscht sind.

Einsatzzwecke von Nanomaterialien in Kosmetika

Warum finden sich Nanomaterialien in Kosmetikprodukten wieder? Vorrangig gibt es hier drei verschiedene Anwendungsarten:

  • Sonnenschutz,
  • Eindämmung der Ausbreitung von Bakterien,
  • verbesserter Transport anderer Stoffe in die Haut.

Beim Sonnenschutz kommen vor allem Titandioxid und Zinkoxid als Lichtschutzfilter zum Tragen. Vorteil der Stoffe: Sie hinterlassen keine weißen Streifen auf der Haut. Damit sich diese Stoffe besser verteilen und in die Haut einziehen, verkleinert die Industrie sie auf Nanogröße.

Zweiter Einsatzzweck ist der Schutz vor Bakterien, beispielsweise indem Nanosilberpartikel den Kosmetika beigefügt werden. Hiervon ist allerdings abzuraten: Untersuchungen haben gezeigt, dass sich das Silber schädlich auf Herz, Lunge, Nieren oder Leber auswirken kann.

Dritter hauptsächlicher Einsatzzweck ist die Verbesserung beim Transport von Stoffen in die Haut. Hintergedanke ist hier, dass die Wirkstoffe wie etwa Feuchtigkeitsspender wesentlich besser bzw. schneller wirken können, wenn die Haut sie schneller aufnimmt.

Sonnencreme auf Haut - EYVA Blog

Nanomaterialien kommen vorrangig in Form von Titanoxid und Zinkoxid in Sonnencremes zum Einsatz. – EYVA-Blog

Sind Nanomaterialien schädlich?

Nein, nicht alle Nanomaterialien sind grundsätzlich schädlich. Nur die kleinere Größe impliziert ja nicht, dass die eingesetzten Stoffe auf einmal giftig sind. Gleichzeitig – und hier kommen die besonderen Eigenschaften der Nanomaterialien zum Tragen – können die Stoffe tiefer in unseren Organismus (etwa die Lunge) eintreten als größere Strukturen.

Die endgültige, wissenschaftliche Einschätzung und die Auswirkungen dieser Tatsache sind noch nicht abschließend geklärt. Aufgrund der oftmals risikofreudigen Oberflächen der Strukturen, der einfacheren Überwindung von biologischen Barrieren und eine womöglich größere (Umwelt-)Belastung durch die Freisetzung sind die mögliche Konsequenzen sehr vielfältig.

Darauf weist auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hin und erläutert, dass hier noch mehr Forschungsbedarf besteht. Eine bis jetzt gewonnene Erkenntniss ist aber beispielsweise, dass der Einsatz von Nanosilber „verzichtbar“ ist.

Angabe von Nanomaterialien dank neuer Kosmetikverordnung verpflichtend

Das Gute für Verbraucher im Kosmetikbereich ist: Seit der EU-weiten Kosmetikverordnung vom 11.07.2013 müssen Hersteller auf der Verpackung des Produkts angeben, ob es Nanomaterialien enthält oder nicht. Unter diese Kennzeichnungspflicht fallen folgende Materialien:

  • Stoffe sind künstlich hergestellt, unlöslich oder biologisch beständig.
  • Zwischen 1-100 Nanometer Größe mindestens in Länge, Breite oder Höhe.

Es gibt allerdings auch Kritik an dieser Definition der Verordnung. Denn einerseits entfällt eine Kennzeichnung von Liposomen, Micellen und Vesikel. Andererseits gibt es hier gewissermaßen eine „Beweisschuld“ – die Verwendung jedes neu angemeldeten Nanomaterials ist zunächst erlaubt. Erst wenn es Zweifel an der Sicherheit bei der Verwendung gibt, ist eine Bewertung nötig.

Woran erkenne ich den Einsatz der Stoffe in meinen Kosmetikprodukten?

Das vorher angesprochene Titandioxid und Zinkoxid tauchen im Rahmen der Inhaltsstoffdeklaration als

  • Titanium Dioxide bzw.
  • Zinc Oxide auf den Inhaltsbeschreibungen auf.

Der Zusatz „(nano)“ gibt Ihnen Auskunft darüber, dass andere Stoffe ebenfalls in Form von Nanomaterialien beigefügt worden sind. Darunter fallen auch bspw. die Fullerene, Wirkstoffe in Anti-Aging-Produkten.

Fazit

Nanomaterialien sind ein schwieriges Thema. Kaum jemand bestreitet die Potentiale und unterstützenden Wirkungen, die die Strukturen haben können.

Gleichzeitig fehlt aber eben auch (noch) eine ausreichende, wissenschaftliche Untersuchung der Partikel. Gerade das Kosmetikwissen um diese Stoffe ist noch nicht hinlänglich bekannt. Dank der Verordnung haben Konsumenten hier aber gewisse Möglichkeiten zur Information: Sollten Sie also Zweifel haben und die Partikel in Ihren täglich genutzten Produkten nicht nutzen wollen, hilft ein Blick auf die Auflistung der Inhaltsstoffe.

Weitere Informationen über Nanomaterialien in Kosmetikprodukten